Anfrage zum geplanten Rechenzentrum in Rendel

Im März 2024 stellte DIE LINKE. bezüglich des geplanten Rechenzentrums (RZ) in Rendel die folgenden fragen. Am 11. Juli 2024 wurden sie vom Magistrat beantwortet.

1. Für welche Zwecke genau wird das Rechenzentrum gebraucht?

Antwort: Rechenzentren/Data Center werden für eine Vielzahl von Zwecken verwendet, hauptsächlich jedoch für die Speicherung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten und Informationen.

2. Wer wird das Rechenzentrum betreiben? Welches Geschäftsmodell ist zu erwarten?

Antwort: Ein Betreiber steht nicht fest. Am Standort mit 25.000 m2 ist eine Colocation wahrscheinlich.
(Gemeint ist wahrscheinlich, dass mehrere Betreiber den Standort nutzen werden. DL)

3. Wer wird das Rechenzentrum nutzen können?
Und: Wird die Stadt Karben für sich besondere Nutzungsbedingungen verhandeln können?

Antwort: Wenn es eine Colocation wird, kann dort von Unternehmen z.B. Netzwerkinfrastruktur angemietet werden um die Unternehmensnetzwerke dorthin auszulagrn oder es können Cloud-Computing-Services in Anspruch genommen werden um auf skalierbare Rechenressourcen zugreifen zu können.
Und: Anwendungen der ekom21 (Rechnungsworkflow, MiGeWa, Autista ect.) laufen bereits im firmeneigenen Rechenzentrum der ekom und können nicht umgezogen werden.
Sofern die Datensicherheitsvoraussetzungen erfüllt sind, kann eine Prüfung erfolgen, ob ein Umzug von Daten, Zeiterfassung und Mailserver wirtschaftlich sinnvoll ist. Die Raumkapazitäten im Rathaus-Serverraum sind ausreichend, daher ist es organisatorisch/technisch nicht erforderlich.
Besondere Nutzungsbedingungen wären zu verhandeln, wenn gewünscht.

4. Das Rechenzentrum entsteht direkt neben dem Umspannwerk und ist mehr als zwei Kilometer von der südlichen Ortsgrenze Rendels entfernt. Es wurde seitens des Magistrats angedacht, die Abwärme des RZ als Fernwärme zu nutzen.
Daraus ergeben sich weitere Fragen:

a) Wer wird die Fernwärmeleitung nach Rendel finanzieren und bauen?

Antwort: Die Finanzierung erfolgt über die Abwärmelieferung und über aktuell recht hohe Zuschüsse.

b) Für wann ist der Bau der Fernwärmeleitung geplant? Wird sie parallel zum Bau des RZ realisiert?

Antwort: Ein RZ-Ansiedlungsprozess dauert 2-4 Jahre. Der Bau eines Fernwärmenetzes ergibt nur Sinn in Verbindung mit der Ansiedlung eines RZ und könnte parallel angestoßen werden.

c) Wer schließt die Haushalte Rendels an die Fernwärme an? Wer finanziert die Hausanschlüsse?

Antwort: Die Details dazu können erst kalkuliert werden, wenn ein Betreiber für das Nahwärmenetz feststeht.

d) Ist angedacht, eine Privatfirma mit der Fernwärmeversorgung zu beauftragen oder will das die Stadt selbst machen?

Antwort: Es ist angedacht, dass sich die Stadt Karben bzw. die Stadtwerke an dem Nahwärmenetz beteiligen.

e) Bei kleinen RZ kann die Fernwärmeversorgung Schwankungen unterliegen.
Wie will man damit umgehen? Gibt es Vorstellungen darüber, woher im Falle ungenügender Abwärme die Versorgungsleistung für die Haushalte herkommen /garantiert werden soll?

Antwort: Schwankungen können vermieden werden, wenn das RZ und das Fernwärmenetz ausreichend dimensioniert sind. Dies ist in der Planung zu berücksichtigen.

f) Was ist geplant für die Sommermonate, in denen keine Wärme gebraucht wird?

Antwort: Es gibt Best-Practice Beispiele in denen z.B. die Wärme für die Trocknung von Getreide, Holz, Sand, Kies genutzt wird oder für die Zucht von Algen, Garnelen aus Aquakultur oder den Betrieb von Gewächshäusern für vertical farming.

g) Wie werden die Haushalte versorgt, falls Kälte im Sommer genutzt werden soll und wer trägt die Kosten der dazu nötigen technischen Anlagen?

Antwort: Eine Kältenutzung ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht vorgesehen.

h) Ab wie viel Haushaltsanschlüssen wird eine Fernwärmenutzung rentabel?

Antwort: Die Details zur Rentabilität werden noch in einer Machbarkeitsstudie vertieft untersucht. Die erste Vortudie der EAM sieht durchaus Möglichkeiten eines wirtschaftlichen Betriebs. Allerdings hängt vieles noch ab von den Rahmenbedingungen (Energiepreise, Zuschüsse, Baukosten, ect.) zum Zeitpunkt des Baus eines NW-Netzes.

5. Ist zukünftig die Ansiedlung weiteren Gewerbes rund um das RZ geplant, um die Rechenleistungen und die Abwärme/Kälte des RZ zu nutzen?

Antwort: Aktuell nicht, aber im weiteren Prozess denkbar, um die Synergien zu nutzen.

6. Wenn das RZ/die Fernwärmeversorgung privat betrieben werden sollen: Was ist vorsorglich vorgesehen, um die Fernwärme auch bei einem Bankrott der Betreiberfirma zu gewährleisten?

Antwort: Da die Nachfrage nach Flächen für RZ das Angebot übersteigt und wir erst am Anfang der Digitalisierung stehen ist ein Bankrott eines RZ-Betreibers nahezu unwahrscheinlich und wäre sicherlich sehr zeitnah zu kompensieren, sollte es dazu kommen. Unabhängig davon wird es unsere Aufgabe sein im Rahmen einer umfassenden Wärmeplanung für die Stadt Karben Möglichkeiten aufzuzeigen, um für derartige Fälle gewappnet zu sein.

7. Ist südlich von Rendel (in Richtung RZ/B521) zukünftig ein weiteres Wohngebiet vorgesehen?

Antwort: Ja, am Gronauer Weg – Ortsausgang Richtung Gronau.

8. Wie soll die architektonische Einpassung in die Landschaft sicher gestellt werden? Wenn nicht nur ein Zweckbau entstehen soll, kostet das mehr. Evtl. auch eine baumbepflanzte Außenanlage. Wer trägt die Kosten?

Antwort: Textliche Festsetzungen im Bebauungsplan / ggf. Ergänzungen im Kaufvertrag. Die Kosten trägt der Betreiber.

9. Welche zusätzlichen Anlagen werden auf dem Gelände des RZ nötig sein?
Zum Beispiel um den Betrieb bei Stromausfällen mit Dieselanlagen abzusichern?
Oder ist eine Gasleitung und Gasverbrennung vorgesehen?
Oder wird das RZ als Twinanlage konzipiert?

Antwort: Für die Absicherung bei Stromausfällen verfügen alle RZ über eine Unterspannungsstromversorgung (USV). Längere Stromausfälle werden dann mit Notstromaggregaten überbrückt.

10. Werden Windräder in der Nähe des RZ entstehen, um die Energiezufuhr
abzusichern/zu unterstützen und um wenigstens einen Teil der Energie aus
erneuerbarer Quelle bereitzustellen?

Antwort: Wimndräer sind nicht vorgesehen. Ggf. werden vom Betreiber PV-Module vorgesehen.

11. Welche Sicherheitsanlagen sind geplant und nötig?

Antwort: Die Planung obliegt dem RZ-Betreiber (z.B. Videoüberwachung, Alarmanlage, Umzäunung, Schrankenanlage, etc.)

12. Wie viele Arbeitsplätze werden voraussichtlich im RZ entstehen?
Wie viele beim Betrieb eines Fernwärmenetzes?

Antwort: Da Colocation-RZ 24/7 betrieben werden und ca. 30 MA pro Schicht in drei Schichten eingesetzt werden, würden ca. 90 Arbeitsplätze am Standort entstehen.
Wie viele beim Betrieb des Fernwärmenetzes enstehen, wird erst im Rahmen der weiteren Planungsprozesse beantwortbar sein.
Es werden nicht nur für die Verwaltung des Netzes sondern auch für die Instandhaltung Arbeitskräfte geplant. Ob diese und in welcher Anzahl durch die Betreibergesellschaft oder externe Dienstleister / Handwerkerfirmen etc. bereigestellt werden lässt sich aktuell noch nicht sagen.

(Interpunktionsfehler wurden nicht korrigiert.)