Armut ist keine Frage der Einstellung. Armut ist eine Folge von Niedriglöhnen und unsozialen Hartz-Gesetzen

Diese Pressemitteilung wurde leider in der Wetterauer Zeitung nicht überall und auch nur stark gekürzt abgedruckt.
Wir antworten damit auf einen Artikel in der WZ vom 14. Oktober 2019.

„Der Artikel in der Wetterauer Zeitung vom 14. Oktober 2019 „Sie wollen keine Almosen“
schliddert knapp an der Unverschämtheit vorbei“, sagt Anja ElFechtali, Vorsitzende des Vereins
„Linke Hartz4-Hilfe Wetterau“.
In diesem Artikel wird der Vorsitzende der Friedberger Tafel, Peter Radl, zitiert. Er bezeichnet
Armut als eine innere Haltung und streitet ab, dass es eine Definition für Armut gäbe. Das ist
falsch, denn es gibt sehr wohl gültige Definitionen für Armut und Armutsgefährdung. So definiert
die Europäische Union Menschen als armutsgefährdet, wenn ihr Einkommen unter 60 Prozent des
Medianeinkommes liegt. Dies ist auch die gültige Definition der Bundesregierung.
„Wenn Radl diese Armutsdefinitionen in Frage stellt, reiht er sich bei den politischen Kräften ein,
die die staatlichen Leistungen abbauen wollen. Auch diese bestreiten eine Armutsgrenze“, ärgert
sich ElFechtali. „Getoppt wird das noch durch die Aussage: Wir brauchen die Menschen (…) um
den Gedanken der Nachhaltigkeit umzusetzen.“
ElFechtali sieht darin eine Alibiaussage: „Menschen aus stabilen gesellschaftlichen Verhältnissen
wollen ihr Gewissen beruhigen und nichts an den Ursachen der Armut ändern. Unter dem
Deckmantel der Nachhaltigkeit wird nicht deutlich, dass soziale Rechte abgebaut wurden und
deshalb heute von mildtätigen Einrichtungen wie der Tafel abgefangen werden müssen.
Natürlich sei es ein Problem, dass so viele Lebensmittel weggeworfen werden Doch es gebe auch
andere Möglichkeiten, als die Tafeln. Supermärkte könnten beispielsweise die Lebensmittel stark
verbilligt abgeben.
„Dass man arme Menschen braucht, um Nachhaltigkeit umzusetzen, ist zynisch!
Nachhaltigkeit geht ALLE Gellschaftsgruppen an. Das geht ohne die Tafeln! Zum Beispiel mit
ausreichenden Mindestlöhnen, mit einer ausreichenden Grundsicherung und ausreichenden
Renten. Nachhaltigkeit betrifft nicht nur die armen Menchen und kann nicht mit Mildtätigkeit
umgesetzt werden.“