Freitag, 29. November 2019. Es ist 12 Uhr mittags. Vor dem Friedberger Bahnhof sammeln sich einige Hundert Schülerinnen und Schüler zur Demonstration. Ganze Familien sind gekommen, auch ältere Menschen, die ihre Solidarität mit dem weltweiten Aktionstag für das Klima ausdrücken wollen. Auch die Polizei ist da, schließlich muss der Verkehr geregelt werden und der Aufzug soll geordnet verlaufen. So weit, so bunt und friedlich.
Doch in der Gruppe der Beamten befindet sich ein junger Polizist mit Maschinenpistole, die er in beiden Händen vor seiner Brust hält. „Ich dachte, ich seh nicht richtig!“, sagt die Vorsitzende der Wetterauer Linken, Gabi Faulhaber. „Natürlich habe ich die Polizisten angesprochen. Mir wurde erklärt, man schütze die Demonstration. Mit einer Schnellfeuerwaffe? Welchen Anlass sollte es in Friedberg, bei einer Schülerdemo geben, eine Maschinenpistole mitzuführen? Ich äußere mein Unverständnis und sehe das als Bedrohung und Eskalation. Mir wird erklärt, wenn der Demonstrationszug angegriffen werde, müsse man ihn schützen. Will man dann auf Störer oder Provokateure schießen? Meinen die das ernst? Ein Polizist geht sogar zum Gegenangriff über: Ich eskaliere die Situation, weil ich mich aufrege.“
Gabi Faulhaber ist zwar beruhigt, dass die Polizei letztendlich den schwer bewaffneten Beamten zurücknimmt. Aber sie will dieses Ereignis nicht einfach hinnehmen. „Wie kommt die Polizei darauf, bei einer solchen Aktion der Schülerinnen und Schüler eine Maschinenpistole mitzuführen? Ein Vertreter des Ordnungsamts nennt das später ‚Gedankenlosigkeit‘. Daran kann ich nicht glauben“, zweifelt Faulhaber. „Es standen mindestens fünf ältere Beamte bei dem jungen Bewaffneten und hätten handeln müssen. Und ich denke nicht, dass der junge Mann einfach so, ohne Anweisung, die Bewaffnung ausgesucht hat.“
Faulhaber fordert, dass die Polizei zukünftig die Verhältnismäßigkeit wahrt. „Wir sind in Friedberg und nicht in Afghanistan“, ärgert sie sich.