Die Linke Hartz4-Hilfe gibt es nach fast 11 Jahren nicht mehr. Der neue Verein heißt „SOS -Sozialsprechstunde im Roten Laden“

Liebe Freundinnen und Freunde des Vereins „Linke Hartz4-HJilfe Wetterau“!
Wir bedanken uns für mehr als zehn Jahre Unterstützung und Ermutigung!
Viele von Ihnen haben für unsere Arbeit gespendet, denn auch Helfen kostet Geld!
Viele haben uns zur Seite gestanden, wenn Probleme zu lösen waren. Viele haben bei der Srechstunde im Roten Laden geholfen: als Dolmetscher, bei Behördengängen, in der Küche, beim Schriftverkehr und bei zahllosen anderen Arbeiten. Und viele haben Ihr Wissen und ihre Ideen eingebracht.
Dafür herzlichen Dank!

Wir werden diese homepage in den nächsten Wochen umgestalten.

Jetzt haben wir ein neues Kapitel aufgeschlagen:

SOS –  Sozial-
sprechstunde
im Roten Laden

Nach 10 Jahren brauchte unser Verein eine Generalüberholung.
Erstens wurde Hartz4 umgetauft in „Bürgergeld“. Zweitens beschränkt sich die Arbeit des Vereins nicht mehr allein auf das Jobcenter und das SGB II. Hilfe ist auch nötig beim Sozialamt, Ausländeramt, der Unterhaltsvorschusskasse, bei Behinderungen, Krankheiten, Problemen mit Vermietern, Jahresabrechnung der Umlagen oder des Energieversorgers und der Stadtwerke, bei Schulden, bei schulischen Angelegenheiten, beim Verstehen von Formularen und Briefen und vielem mehr.
Und drittens ist nach einer Kampagne zum 10-jährigen Bestehen die Zahl der Mitglieder auf 200 angewachsen. Sie stammen aus 17 Nationen und leben in 33 Kommunen (nicht nur im Wetteraukreis).
Viele Mitglieder helfen inzwischen bei der Sozialsprechstunde mit. Vor allem, wenn Übersetzungen nötig sind. Aber auch mit gegenseitiger moralischer Unterstützung: Sie bringen ihre Erfahrungen ein, erklären bürokratische Vorgehensweisen, begleiten zu Terminen, ermuntern, ermahnen und lachen – kurz: Sie helfen, einen solidarischen und geschützten Raum zu schaffen.
Ein erweiterter Vorstand wurde nötig, um mehr Ideen und Interessen einzubeziehen. Es müssen mehr Spenden eingeworben werden. Jeder weiß, dass auch Helfen Geld kostet.
Der Verein hat sich diesen Herausforderungen gestellt:
Der neue Name ist jetzt „SOS – Sozialsprechstunde im Roten Laden“.
Der neue Vorstand hat die Satzung überarbeitet. Der Verein ist gemeinnützig.

Erneuerung – aber keine Akzeptanz von Armut

Im November 2012 haben wir den Verein „Linke Hartz4-Hilfe Wetterau“ gegründet. Das Gründungsteam waren Menschen, die mit sozialen Verwerfungen ihre Erfahrungen gemacht hatten: Entweder, weil sie selbst Leistungen vom Jobcenter benötigten oder weil sie beruflich mit sozialen Notlagen konfrontiert waren.

Mit viel zu wenig Ahnung aber mit viel gutem Willen und Widerstandsgeist haben wir begonnen. Seit Januar 2013 bieten wir zweimal in der Woche Sozialsprechstunden im Roten Laden in Friedberg an. Die Menschen, die unsere Hilfe beanspruchen, sollen einen solidarischen Raum vorfinden, wo sie sich nicht schämen und verstecken müssen, wo sie wieder zu Kräften kommen können und lernen, gegen Schikanen zu bestehen und im Behördendschungel ihre gesetzlich garantierten Rechte durchzusetzen.
Aber zuerst mussten wir selbst viel lernen. Das Sozialgesetzbuch ist umfangreich, vielschichtig und es wird oftmals verändert. Hunderte Hilfegespräche und zahlreiche Fortbildungen später waren wir selber davon überrascht, dass wir nun schon seit zehn Jahren arbeiten.

Doch wir wollen uns nicht auf Mildtätigkeit beschränken. Von Anfang an waren auch politische Interessenvertretung und Aufklärung über soziale Verwerfungen das Ziel. Deshalb machen wir Öffentlichkeitsarbeit.
Zwei unserer Mitglieder sind Abgeordnete im Wetterauer Kreistag. Sie bringen die Themen aus der Sozialsprechstunde dort immer wieder zur Sprache, zum Beispiel: Wohnungsnot im unteren Preissegment, Rückgang der Sozialwohnungen um 40 Prozent, steigende Armutsquote, Kinderarmut, repressives Behördenhandeln, die Forderungen nach einer kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft und nach Sozialtarifen für ÖPNV und Energie.

Wir veranstalten politische Diskussionsforen. Dazu bemühen wir uns um versierte Referenten und laden nicht nur Betroffene sowie Bürgerinnen und Bürger, sondern mit Nachdruck auch Personen aus der lokalen Politik, aus den Kirchengemeinden, den Gewerkschaften, Vereinen und der Zivilgesellschaft ein. Es geht darum, Sensibilität für Armut zu schaffen und sozialpolitisch engagierte Mitstreiter:innen für die Armutsbekämpfung zu gewinnen.

Bisher fünf Foren für soziale Gerechtigkeit:

2015 – „Mildtätigkeit – Armutszeugnis für ein reiches Land!“ mit Professor Dr. Stefan Selke.
2016 – „Wohnen macht arm. – Bezahlbarer Wohnraum für ALLE!“ mit Dr., Sebastian Schipper (Frankfurt) und Franz Parteder (KPÖ Graz).
2018 – „Kinderarmut – Ene mene muh und raus bist du?“ mit Professor Dr. Michael Klundt.
2019 – „Ist das möglich? Klima retten ohne soziale Gerechtigkeit?“ mit dem Publizisten Werner Rügemer und MdB Sabine Leidig.
2022 – „Reichtum für wenige – Armut für viele?“ mit Dr. Christoph Butterwegge.

Ausblick in die Zukunft

2022 lag die Armutsquote in Hessen bei 18,5 Prozent. Jedes vierte Kind ist am.
Leider wird sichtbar, dass die Armut nicht abnehmen wird. Das unzureichende Bürgergeld und eine weniger als halbherzige Kindergrundsicherung lassen keine hohen Erwartungen zu. Für die ärmste Gruppe, die alleinerziehenden Mütter und ihre Kinder, bringt die Kindergrundsicherung keine Entlastung. Es ist offensichtlich geplant, die Hilfen für Migrantinnen und Migranten stark einzuschränken. Die Bundesmittel für die Arbeitsförderung wurden drastisch gekürzt.

Wir müssen uns also darauf einstellen, dass unsere Arbeit dringend notwendig bleibt. Unser Ziel ist es, die Selbsthilfe und Handlungsfähigkeit der Betroffenen zu stärken. Der neue Vorstand hat dazu schon einige Ideen gesammelt. Zum Beispiel soll mit der Beratungsstelle des DGB in Frankfurt „Faire Mobilität Hessen“ (beim Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen e.V.) Kontakt zur Durchführung einer ersten Informationsveranstaltung im Roten Laden aufgenommen werden. Es wurden Vorschläge für eine verbesserte und mehrsprachige Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Und es gibt zahlreiche Anregungen für parlamentarische Initiativen im Kreistag und für weitere politische Foren.

Wie gut diese Ideen umsetzbar sind, hängt auch von der Finanzstärke des Vereins ab. Die Mitglieder, die als Hilfesuchende zu uns kommen, können wählen ob sie einen Beitrag zahlen oder nicht. Die meisten Mitglieder zahlen 12 Euro im Jahr. Jetzt kommt es darauf an, Fördermitglieder zu gewinnen, die sich einen höheren Beitrag leisten können.