Leserbrief
zum Artikel „Bundeswehr gehört zum Hessentag“
Wetterauer Zeitung vom 14. Februar 2020
Wer kennt das Grundgesetz nicht?
Interessant! Herr Utter (Landtagsabgeordneter der CDU) und Herr Hahn (Landtagsabgeordneter der FDP) werfen dem Bündnis „Friedlicher Hessentag“ vor, sie würden „ganz offensichtlich“ das Grundgesetz nicht verstehen. Die Bundeswehr müsste auf dem Hessentag vetreten sein, weil das in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen notwendig sei. Als Beleg für die Notwendigkeit der Bundeswehr nennen die beiden Herren den Konflikt um die Krim, den Krieg in Syrien (der von den beiden als „Konflikt“ tituliert wird) und die Lage in Teilen Afrikas.
Jetzt fragt sich nur, wer das Grundgesetz ganz offensichtlich nicht versteht. Denn das Grundgesetz geht nicht mit den deutschen Soldaten ins Ausland. Auslandseinsätze sind nicht vorgesehen.
Als das Grundgesetz 1956 durch eine „Wehrverfassung“ erweitert wurde, ist festgelegt worden, dass die Bundesrepublik Streitkräfte zur Verteidigung aufstellen kann. Und dass sie zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit sowie internationalen Bündnissen und Organisationen beitreten dürfe.
Was verteidigen wir auf der Krim? In Syrien? In Teilen Afrikas? Greifen uns die Russen oder die Syrer an? Sind afrikanische Truppen gen Deutschland auf dem Vormarsch?
Utter und Hahn sehen in Bad Vilbel keinen Bedarf für Friedensbotschaften. Zum Glück sehen das viele Menschen anders. Die Bundeswehr ist mittlerweile von einer Verteidigungsarmee zu einer Armee im Einsatz geworden. Mit dem Großmanöver „Defender 2020“ wird gezündelt: NATO Truppen stehen an den Grenzen Russlands. Die Bundeswehr ist mit dabei. Vor 75 Jahren endete der verheerende Zeite Weltkrieg, den Deutschland entfacht hatte. Russland trug die Hauptlast der Befreiung vom deutschen Faschismus. Jetzt zieht wieder eine deutsche Armee gen Russland? Überall auf der Welt beteiligt sich die Bundeswehr an Kriegseinsätzen und spielt Weltpolizei.
Soll wieder am deutschen Wesen die Welt genesen?
Peter Eickmann, Florstadt