Am 6. März wird nicht nur ein neues Stadtparlament gewählt sondern auch ein/e neue/r Beürgermeister/in. Wir haben die Kandiaten befragt und veröffentlichen hier, wie sie zur Wohnungsproblematik und zum Thema Armut stehen.
Amtsinhaber Rahn (CDU) tritt wieder an. Für die SPD kandidiert Frau Kassold.
Wie beurteilen Sie die Wohnungssituation in Karben?
Kassold: „Die Wohnungssituation ist in Karben mehr als angespannt. Sozial geförderter, bezahlbarer sowie altersgerechter und barrierefreier Wohnraum steht kaum zur Verfügung. Für Neuvermietungen sind häufig mehr als 10,00 € pro Quadratmeter zu zahlen. Dies sorgt dafür, dass Menschen, die es sich diese Mieten nicht leisten können, keine adäquaten Wohnraum mehr finden und an den Rand gedrängt werden. Steigende Mieten verdrängen alteingesessene Gering- und Normalverdiener.“
Rahn: „Neben den originären Aufgaben der Stadt, wie der Bereitstellung von ausreichend guten Kinder-Betreuungsplätzen, Sport- und Freizeitanlagen, guten Bus- und Bahnverbindungen, dem Straßen- und Radwegebau und der Investition in die übrige Infrastruktur inkl. Aufwertung des Stadtbildes gehört auch die Fürsorge zur Bereitstellung von genügend Wohnraum zu den städtischen Kernaufgaben. Allerdings heißt das meiner Meinung nach nicht dass hier ausschließlich die Stadt als Investor/Bauherr auftreten muss. Denn bei gut 10.000 Wohnungen mit 1.056.000 qm Wohnfläche die derzeit in Karben im Bestand vorhanden sind, würde eine Erhöhung des Bestandes um nur 1 % schon Investitionen von gut 20 Millionen Euro bedeuten. Bei einer Ausweitung des Bestandes um 5% reden wir schon von Investitionen die bei gut 100 Millionen Euro liegen.
Daher kann die Lösung nur darin liegen die Bedingungen zu schaffen, dass private Investoren oder auch einfach nur Karbener Bürger bereit sind in den Wohnungsbau zu investieren. Um neuen Wohnraum zu ermöglichen benötigen wir entweder neue Wohnbauflächen – die tlw. auch für den Bau von Mehrfamilienhäusern geeignet sind – aber auch eine gewisse Nachverdichtung im Bestand, da Wohnbaufläche in Karben sehr teuer ist.“
Frage 2.
Was genau wollen Sie tun, um in Karben bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?
Kassold: „Ich möchte erreichen, dass die Stadt Karben mehr in die Schaffung von städtischem Wohnraum investiert und wieder selbst baut, genossenschaftlichen Wohnungsbau sowie Mehrgenerationenwohnen unterstützt. Auch werde ich verstärkt bei in Karben ansässigen Firmen dafür werben, in den Wohnungsbau zu investieren. Im Rahmen von öffentlich errichteten Neubauten wird ein Drittel mit einer Sozialbindung versehen.“
Rahn: „Derzeit bearbeiten wir rund 20 Bebauungspläne um die notwendigen Flächen für weitere Wohnungen bereitzustellen. Denn wenn der Zuzugsdruck auf das Rhein Main Gebiet und somit auch auf Karben auf einen konstanten Wohnungsbestand trifft, dann steigen die Mieten deutlich an und es kommt zu einem Verdrängungswettbewerb.
Dass die Strategie der Ausweisung neuer Wohnflächen und der behutsamen Nachverdichtung aufgeht, zeigt dass wir in den letzten Jahren jedes Jahr ca. 75 neue Wohneinheiten in Karben zu verzeichnen haben. Im Ballungsraum Rhein-Main sind wir damit im Vorderfeld in Relation zu unseren Einwohnern.
So war auch kürzlich in der Presse zu lesen dass bspw. anstelle des ehemaligen Kinos Gehspitze jetzt an dieser Stelle preiswerter Wohnraum geschaffen wird. Und laut Investor dieser Wohnraum nachgefragt werde und daher auch gebaut wird.
Aber auch die Stadt Karben investiert in die Schaffung neuer Wohnungen, wobei wir die Priorität auf barrierefreie Wohnungen legen. Neben den 4 Wohnungen über der KITA in der Luisenthaler Straße werden wir im nächsten Jahr 18 Wohnungen im Neubaugebiet neben der Kurt Schumacher Schule errichten. Alleine dieses Projekt wird bei 4 Millionen Euro liegen und zeigt dass auch die Stadt Karben im Rahmen ihrer Möglichkeiten investiert. –
Allerdings werden wir keine „Schuldenberge“ aufbauen, sondern sukzessive im Rahmen unserer Möglichkeiten tätig werden. Denn wie eingangs bereits aufgezeigt kann die Stadt Karben nicht alleine das Wohnraumproblem lösen. Dies kann nur gemeinsam mit den Bürgern und privaten Investoren gelöst werden!
Wer anderes beabsichtigt muss auch aufzeigen wie er dies seriös finanzieren will, denn neue Schulden für die alle (!) Bürger mitzahlen müssten sind hier keine geeignete Lösung.“
Frage 3.
Sehen Sie ein Armutsproblem in Karben?
Kassold: „Armut und Ungleichheit gibt es überall, davon ist keine Kommune verschont. Was auch hier in Karben drastisch zunehmen wird, ist die Altersarmut. Ich werde für die Stadt Karben einen Armutsbericht in Auftrag geben, um für Karben gerechte soziale Lösungen zu finden. In diesem Zusammenhang ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, mit Trägern, Verbänden und Organisationen der freien Wohlfahrtspflege, den Kirchen und Sozialpartnern eng zusammenzuarbeiten.“
Rahn: Herr Rahn hat zu diesem Thema nicht geantwortet.
Frage 4.
Was werden Sie tun, um Karben für alle – also auch arme Menschen – lebenswert zu gestalten?
Kassold: „Um eine Teilhabe für alle in Karben lebenden Menschen zu erreichen, werde ich einen Karben-Pass einführen, um u.a. den Schwimmbadbesuch kostenlos oder auch viele der kulturellen Angebote der einzelnen Vereine in den Stadtteilen reduziert nutzen kann. Sie geht nicht zu Lasten der Vereine oder Gruppierungen, die die Finanzierung der Eintrittspreise durch die Stadt erstattet erhält.
Ergänzend dazu gilt dies auch bei der Bildung selbstverständlich für alle Kinder.
Hierzu liegt mein Blick auf der Schulsozialarbeit. Die gilt es zu sichern und auszubauen, nicht nur in der Kurt-Schumacher-Schule, sondern auch in den Grundschulen. Probleme in Familie und Schule können mit unabhängigen Sozialarbeitern besprochen werden. Prävention ist der beste Weg für Bildungserfolge, Integration und gesellschaftliche Teilhabe. Damit erhalten auch sozial benachteiligte Kinder die bestmöglichste Bildung als Schlüssel für die Lebens- und Teilhabechancen jedes und jeder einzelnen, für die individuelle Freiheit und den Zusammenhalt der Gesellschaft.“
Rahn: Herr Rahn hat zu diesem Thema nicht geantwortet.