Die Stadtwerke Friedberg planen in den nächsten Jahren den Bau einer Wasserstofftankstelle. Dazu sind im Wirtschaftsplan 2022 bereits 200T€ eingestellt. Und dies sind nur die Planungskosten. Die Anlage wird vorr. im Bereich mehrerer Mill. € liegen.
Die Linke wendet sich gegen diese Form der Geldverschwendung und des sog ‚Greenwashing‘, also des Bewerbens von Maßnahmen als klimafreundlich wenn dies nicht der Fall ist.
Wasserstoff wird zur Zeit zu 96 % aus fossilen Trägern erzeugt. Wenn man es zum Antrieb von PKW oder LKW nutzt ist die Klimabilanz katastrophal. Es werden deutlich mehr Treibhausgause erzeugt als z.B. bei Nutzung konventioneller Dieselkraftstoffe.
Von den Stadtwerken wurde behauptet dass die Tankstelle mit Wasserstoff betrieben werden soll, der mit regenerativem Strom erzeugt wird. Es fehlt aber auch nur der Hauch eines Konzeptes, wo denn dieser sog. ‚grüne Wasserstoff‘ herkommen soll. Es ist gut möglich dass am Ende doch ‚grauer‘ also besonders schädlicher Wasserstoff zum Betrieb einer solchen Tankstelle genutzt wird.
Auch fehlt bis jetzt jede Idee, wer denn die Nutzenden dieser Anlage seien sollen. Die Anzahl der mit Wasserstoff betriebenen LKW oder PKW ist so gering, dass dort nur alle paar Tage mal mit Kundschaft zu rechnen ist.
Und selbst wenn es irgendwo her ‚grünen‘ Wasserstoff bei den Stadtwerken gibt: Es macht keinen Sinn diesen im Verkehrsbereich zu nutzen. Der Wirkungsgrad der Umwandlungskette Strom – Wasserstoff – Strom ist grottenschlecht. Im Vergleicht zur Speicherung in Batterien geht es mindestens um den Faktor 2 bis 3.
Im Klartext: Um dieselben km mit einem Wassertofffbus mit grünem Wasserstoff zurückzulegen, wie z.B. mit einem batterielektrischen Fahrzeug werden 2 bis 3 mal so viele Solaranlagen, Wasser- oder Windkraftwerke benötigt. Die Kosten sind 2 bis 3 mal so hoch. Man müsste zur Umsetzung dieses Ziels also nicht 2 % sondern 4 bis 5 % der Landesfläche als Vorranggebiet für Windkraft ausweiten. Wir lehnen diese Art von Verschwendung schlicht ab.
Der Sachverständigenrat der Bundesregierung fordert deshalb die staatliche Förderung von ‚grünem‘ Wasserstoff auf Industrie und den internationalen Schiffs- und Flugverkehr zu begrenzen. Für Bereiche in denen batterielektrische Fahrzeuge möglich sind, ist die Nutzung von Wasserstoff zu ineffizient. Es ist bedauerlich daß die Stadtwerke den Rat der ExpertInnen ignorieren wollen.
Stattdessen wäre es sinnvoller die vorgesehenen Mittel zum Ausbau des ÖPNV und den Aufbau eines kinderfreundlichen Radwegenetzes in Friedberg zu nutzen. Damit kann ein wirklicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, anstatt irgendein Alibi-Projekt zu betreiben.
Verweis Stellungnahme Sachverständigenrat:
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2020_2024/2021_06_stellungnahme_wasserstoff_im_klimaschutz.html?nn=9726460