Vertreibung von Menschen ist ein Armutszeugnis für die Stadt

Auf der Rückseite des ehemaligen Kaufhaus Joh haben sich Menschen aufgehalten, die obdachlos sind oder in so unwürdigen Löchern leben müssen, dass Sie die Straße vorziehen. Auf Drängen der Stadt wurden diese Menschen nun von dort vertrieben.

Wir halten dieses Vorgehen für armselig und menschenverachtend. Die Situation in der Färbergasse entstand vor allem durch politisches Versagen. Zum einen das Versagen, ausreichend bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Die Schaffung von Sozialwohnungen wurde abgelehnt. Initiativen zur Verbesserung der Wohnsituation wurden von allen Fraktionen, außer Grüne und Linke, bekämpft. Arme Menschen sollen gefälligst nicht in Friedberg wohnen. Es hat Jahre des politischen Kampfes gebraucht, nur um ein paar geförderte Wohnungen im Neubaugebiet durchzusetzen. Die Anzahl reicht dabei bei weitem nicht, um den Bedarf zu decken. Und selbst das wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht die Kommunalwahl vor der Tür stehen würde. Da aber nicht jedes Jahr Kommunalwahlen sind ist absehbar, dass sich die Wohnungsnot in Friedberg noch weiter verschärfen wird.

Eine andere Ursache der Situation ist das Versagen beim Leerstand des ehemaligen Kaufhaus Joh. Im dummen Glauben, der Markt werde es schon richten, wurde hier bewusst auf politische Gestaltung durch die Stadt verzichtet. Es wurde kein Vorkaufsrecht wahrgenommen und es wurden auch keine sonstigen Initiativen zur Nutzung des Gebäudes gestartet. Folge ist ein jahrzehntelanger Leerstand am zentralsten Gebäude der Innenstadt.

Als Folge dieses gewollten politischen Versagens haben sich dann Menschen dort versammelt. Und es kam zu Problemen. Natürlich können Belästigungen durch Lärm und die ortsnahe Verrichtung der Notdurft nicht hingenommen werden. Um das zu lösen braucht es aber menschenwürdige bezahlbare Wohnungen, ergänzende Sozialarbeit und eine belebte Innenstadt. Und nicht die Vertreibung der Schwächsten.

Es ist offensichtlich nicht Ziel der Friedberger Politik, Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen. Stattdessen sollen die Menschen einfach nur aus dem Blickfeld verschwinden, damit Sie und Ihre Nöte nicht mehr wahrgenommen werden. Dass manche Kommunalpolitiker sich nun offen über die Vertreibung freuen, lässt tief blicken.

Wir fordern, daß die Stadt den Betroffenen Alternativen anbietet. So kann man z.B. prüfen ob sich des Gelände des Kindergartens Winterstein für eine Bauwagensiedlung eignet. Oder man baut endlich bezahlbare menschenwürdige Wohnungen in Friedberg.

In Zeiten in denen die Feinde der Demokratie an die Türen der Macht klopfen, sollten sich die politisch Verantwortlichen sehr genau fragen, wie sie mit solchen Problem umgehen. Die Vertreibung der Schwächsten ist jedenfalls kein Vorbild für eine zivilisierte Demokratie. Sie ist eher ein Vorbild für deren Gegner.