Welche Überheblichkeit!

Stadt Friedberg verschließt die Augen vor sozialen Problemen, vergrault Ehrenamtliche und schmückt sich mit fremden Federn!

Der Verein „SOS – Sozialsprechstunde im Roten Laden“ ist sehr befremdet wegen der fehlenden Sensibilität der Ersten Stadträtin und des Amtsleiters für soziale und kulturelle Dienste der Stadt Friedberg. Beide nahmen öffentlich Stellung zu einer Pressemeldung des Deutschen Kinderschutzbundes. Und dort zeigen sie nicht nur wenig Verständnis für die soziale Situation in der Friedberger Altstadt. Sie schmücken sich auch noch mit fremden Federn!

So erklärt Lukas Hölzinger in der Wetterauer Zeitung, die Stadt habe sich bemüht, in der Altstadt „eine Vielzahl sozialer Institutionen und Angebote zu etablieren“. Darunter auch das „Beratungsangebot der Linken in der Usagasse“. Gemeint ist eigentlich die Sozialsprechstunde des Vereins SOS, die es schon fast 13 Jahre gibt. Zweimal in der Woche leisten Ehrenamtliche konkrete Hilfe für sozial deklassierte Menschen, die Probleme im Behördendschungel haben. Hilfe zur Selbsthilfe wird groß geschrieben.

Vorstandsmitglied Karlheinz Hofmann stellt fest: „Leider hat die Stadt sich überhaupt nicht bemüht, die SOS- Sozialsprechstunde irgendwie zu unterstützen. Wir hatten einmal eine Bitte: Einen kostenlosen Parkschein für unsere Ehrenamtlichen, die zweimal in der Woche extra nach Friedberg kommen. Das wurde vom Bürgermeister abgelehnt. Und „etabliert“ wurde die Sprechstunde ausschließlich von den Ehrenamtlichen des Vereins! Die Stadt schmückt sich mit fremden Federn.“

Der Vereinsvorstand von SOS ärgert sich auch über den Umgang mit dem Deutschen Kinderschutzbund. Dieser hatte der Stadt ein Konzept vorgelegt für niedrigschwellige, kostenlose Bildungs- und Freizeitangebote außerhalb des Schulalltags. Dafür bat der Kinderschutzbund um finanzielle Unterstützung. Die Stadt lehnte das ziemlich brüsk ab.

Karlheinz Hofmann: „Jeder, der die soziale Lage in der Altstadt kennt, weiß, wie nötig ein solches Angebot wäre! Hier leben viele einkommensschwache Familien unter sehr beengten Wohnverhältnissen. Oft ist Deutsch nicht die Umgangssprache. Also trifft der Ansatz des Kinderschutzbundes genau den Bedarf. Kinder entkommen der engen Wohnung, lernen spielerisch die deutsche Sprache, verbringen sinnvoll ihre Freizeit und das Angebot können sich alle leisten, weil es kostenlos ist! Warum das als Konkurrenzangebot zur Schule gesehen wird, erschließt sich uns nicht! Und außerdem zeugt es von einiger Überheblichkeit, wenn in der Stellungnahme der Stadt gesagt wird: Das Angebot der Schule (Pakt für den Ganztag) „ist kostenlos, nur fürs Mittagessen wird ein Beitrag erhoben“. Eben! Genau hier liegt das Problem! Der Stadt scheint die prekäre Lage vieler Familien überhaupt nicht klar zu sein! Die können sich schon so ein Mittagessen nicht leisten!“