Die gewalttätigen, sexuellen Übergriffe an Sylvester sind durch nichts zu entschuldigen. Die geheuchelte Aufregung von Pegida, AfD und Co. dient allerdings nur einem Zweck: die verständliche Empörung über die Angriffe zu nutzen, um eine rassistische, gewalttätige Stimmung gegen alle Migrant/innen und Flüchtlinge zu schüren. Ansonsten ist in rechten Kreisen eher Frauenfeindlichkeit anzutreffen: man ist gegen „Emanzenschlampen“, gegen „Genderwahn“ und Gleichberechtigung. Sexuelle Übergriffe an Karneval oder beim Bierfest gelten eher als normal.
Unabhängig davon, wem die Täter um den Kölner Hauptbahnhof zuzurechnen sind, gilt es deutlich und unmissverständlich klarzumachen:
Gewalt gegen Frauen ist immer ein Verbrechen!
Die Geschehnisse in der Silvesternacht sind Anschläge auf einen hart erkämpften gesellschaftlichen Konsens, dass Frauen gleichberechtigt sind.
Es sind aber auch Angriffe auf die Gleichheit der Menschen und die Menschenrechte.
Dazu gehört der Schutz von Frauen vor sexueller Gewalt genauso, wie der Schutz von Flüchtlingen.
Die Ereignisse der Silvesternacht dürfen nicht von Rechtsextremen und Rassisten für ihre eigenen Zwecke genutzt werden, wie dies bereits jetzt in den sozialen Netzwerken in Form von pauschaler Hetze gegen Migrantinnen, Migranten und Flüchtlinge geschieht. Angriffe auf Flüchtlingsheime, wie aktuell in Köln und in Mühlheim, sind unerträglich und dürfen sich nicht wiederholen. 850 festgestellte rassistisch motivierte Übergriffe im Jahr 2015 auf Flüchtlingsheime sind 850 zu viel!
Geheuchelte rechte Empörung
Dass die Empörung geheuchelt ist, wird dann deutlich, wenn rechte Kräfte den Kampf gegen Sexismus als Genderblabla abtun oder sich sexistisch äußern. Auch zu Übergriffen an Karneval oder dem Oktoberfest herrscht regelmäßig schweigen. Jetzt empören sich die Rechten und ihnen geht es um den Kampf gegen Migranten. Nicht um Frauenrechte und die Unversehrheit der Frauen. Die belästigten Frauen sind dabei nur ein Mittel zum Zweck.
Auch dazu schweigen die Rechten und Rassisten: Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums erfährt jede siebte Frau in Deutschland in ihrem Leben sexuelle Gewalt. Jede vierte Frau – unabhängig von Bildungsstand oder sozialem Status – ist häuslicher Gewalt mit zum Teil lebensbedrohlichen Verletzungen ausgesetzt. Die Täter sind fast immer männlich. Dabei gibt es keine Hinweise, dass bestimmte Religionen, die Herkunft, der Bildungsstand oder der soziale Status eine ausschlaggebende Rolle spielen.
Es gäbe also jeden Tag mehr als genug Gründe für einen gesellschaftlichen Aufschrei gegen Sexismus und sexuelle Gewalt in Deutschland.